Genetik bei Reptilien

Vorwort   Wusstet ihr...   python regius   boa c. imperator   boa c. longicauda   morelia s. cheynei   Bilder/Movies   Probleme   Krankheiten   Futtertiere   Kurioses   Terrarien   Gästebuch   Kommentare   Abzugeben    Humor    Bücher   Linx   E-Mail   Home

                         

Bio-Referat:

"Genetik bei Reptilien"

Mein heutiges Referat handelt von dem Thema Genetik/Vererbung bei Reptilien. Nun wird sich natürlich gleich die Frage stellen, was es da besonderes gibt. Um es vorweg zu nehmen; die Genetik der Reptilien unterscheidet sich nicht großartig von der der anderer Tiere, denn z.B. ein rezessives Gen vererbt sich rezessiv, diese Begebenheit wird sich nicht ändern nur weil es sich bei dem Träger um ein anderes Lebewesen handelt.

Wahrscheinlich gibt es schon größere Unterschiede, doch leider wird in diesem Bereich keine bzw. nur minimale Grundlagenforschung betrieben.

So ist zum Bsp. dem DGHT kein Institut bekannt was sich mit diesem Thema beschäftigt. So beruhen die meisten Vererbungen in meinem Referat auf züchterisch ermittelte Angaben und nicht auf 100%( bzw.99,9…%) genetisch gesicherten Angaben.

Die meisten Erfahrungen liegen bei den Farbmutationen vor. Deshalb will ich mich in meinem Referat vorrangig mit Farbformen beschäftigen.

Der Grund, weshalb hier die meisten Erfahrungen sind, ist einfach erklärt. Farbmutationen lassen sich äußerlich schnell und sicher erkennen und durch Zucht absichern/ bestätigen. Des weiterem sind Farbvarianten in der Terraristik sehr gefragt, da diese Tiere in der Natur nur sehr selten vorkommen.

Die bekannteste Farbmutation ist wohl zweifellos der Albinismus. Er kommt so ziemlich bei allen Tieren vor, doch wird er nicht bei allen Tieren erkannt, denn Albinismus ist kein rein weißes Tier (wie die meisten Menschen denken; ein Tier, das rein weiß ist nennt sich Leuzist) sondern ein Tier dem der Farbstoff Melanin (also schwarz) fehlt.

Die Folge ist, dass Tier wirkt meistens weiß, gelb, violett oder rötlich. Ein eindeutiges Merkmal sind die roten Augen, allerdings nur bei tyrosin-positiven Tiere.

Es gibt (zurzeit) zwei Gründe für Albinismus: Man bezeichnet sie als tyrosin-negativ bzw. positiv.

Tyrosin ist eine Aminosäure, die für die Bildung von Melanin notwendig ist. Ist ein Tier nicht in der Lage, diese Aminosäure zu bilden spricht man von tyrosin-negativen Exemplaren.

Die zweite Form sind Tiere, die Tyrosin bilden können, aber nicht in der Lage sind, Melanin zu synthetisieren. Diese Tiere sind Tyrosin-positiv. An den Tieren kann man äußerlich erkennen, ob es sich um positive oder negative Tiere handelt.

Eine interessante Tatsache ist, dass wenn man ein Tyrosin-positives und ein Tyrosin-negatives Tier verpaart nicht, wie erwartet 100% Albinos rauskommen, sondern durchweg Wildfarbene, die aber heterozygot für "Butter" sind.

Es sind einige Fälle bekannt, wo bei der Verpaarung von Tyrosin-positiven Albinos keine Albinos gefallen sind. Diese Erfahrung hat man erstmals 1970 bei einem Pärchen Diamantklapperschlangen gemacht (à nicht Allel zu einander). Weitere nichtallele Tyrosin-positive Albinos gibt es bei:

Boa constrictor imperator, Erdnattern und Bullnattern. Nichtallele Farb- und Zeichnungsvarianten sind aber eher die Ausnahme

Eine der extremsten/seltsamsten Vererbung des Albino-Gens bildet wohl der Netzpython. Bei einer Verpaarung, bei der Albinos herauskommen sollen, kommen nicht wie üblich ein Albino-Phänotyp raus, sondern drei (Bilder)

1 . High white : weiß (orange) gelb

2 . Purple : weiß - violett - (orange) gelb

3 . Deep Purple : orange - gelb - tief violet

Der Genotyp ist hier aber bei allen Tieren gleich d.h. würde man ein Albino wieder zurück kreuzen, so könnten in der F1 Generation alle drei Varianten auftauchen.

Dies ist wie oben erwähnt züchterisch ermittelt. Ein Gentest würde enorme Summen verschlingen, wäre aber notwendig um es wissenschaftlich zu ermitteln ob und wie es sich vererbt. Des weiteren hätte ein Massentest stattfinden müssen, um erst einmal die normale Genetik zu verstehen. Dies war dem Besitzer schlicht zu teuer und ist aus diesem Grund bis heute nicht durchgeführt worden.

Was noch zum Thema Albinismus erwähnt werden sollte ist, dass es bei Schlangen und Echsen selten Teilalbinismus (partiellem Albinismus) wie bei Menschen gibt. Es gibt zwar öfters Tiere, die mit kleinen (5-90%) bis extrem großen weißen Flecken so aussehen, dies hat aber- wie oben schon erwähnt- nichts mit Albinismus zu tun. Diese Tiere werden Pies ( Pie = kahle Stelle ) genannt. ( Pieball , Pieretic u.s.w. )

Einige interessante Besonderheiten bürgen Inseltiere, denn sie sind meistens schon Jahrtausende von ihren Artgenossen getrennt und haben sich genetisch sehr unterschiedlich von ihren Artgenossen entwickelt. Im Verhalten haben sie sich ebenfalls angepasst ( Fortpflanzung, Jagdverhalten oder Fressgewohnheiten).

Auffallend ist auch, dass auf Inseln viel häufiger hypomelanistische Tiere vorkommen (also Tiere die eine Unterfunktion von Melanin haben, sie unterscheiden sich von den Albinos jedoch dadurch, dass das Melanin nicht ganz fehlt, außerdem haben sie normal gefärbte Augen; diese können allerdings bei wiederholter Verpaarung "sandfarben" werden).

Der Hypomelanismus hat verschiedene Gründe. Bei Hogg Islands (Boa constrictor imperator) ist die Ursache die, dass sich die Tiere an ihren Lebensraum- kleine Sandbänke- farblich angepasst haben. Weitere Beispiele für Hypomelanistische Inselbewohner sind, Retics und Boa constrictor sabogae.

Hierbei verblüfft auch die Tatsache, dass der Vererbungsweg meistens der dominant/rezessive ist. In seltenen Fällen kann er aber auch den co-dominaten Weg nehmen. Warum und weshalb es so ist, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu beantworten.

Selbstverständlich hängt das Aussehen von Reptilien nicht nur an den Genen, der sogenannte "Umweltfaktor" ( à Inselbewohner) spielt hierbei auch eine große Rolle. So gibt es mittlerweile eine größere Anzahl von Albino, Grünen Leguanen ( Iguana iguana), die als Jungtiere eine spektakuläre weiß bzw. zitronengelbe Färbung haben, im Alter jedoch verändert sich die Farbe extrem, und so erhält er im Alter eine hellgrüne Färbung und ist für den Laien nur noch ein sehr schönes wildfarbenes Exemplar. Der Grund hierfür ist, dass die Tiere über ihr Futter den grünen Farbstoff aufnehmen und im Körper von den Pigmentzellen umgesetzt werden.

Genau so ist es auch bei den leuzistischen Krokodilen (zu erwähnen ist, dass bei Krokodilen äußerst häufig leuzistische Tiere auftreten, dies liegt aber auch daran, dass sie professionell auf Farmen für die Leder- und Fleischindustrie gezüchtet werden). So hat die Wilhelma in Stuttgart ein mittlerweile 4m großes Nilkrokodil (Crocodilus niloloticus), welches allerdings ab einer Größe von 60cm schwarze Flecken bekam und nun nicht mehr so auffällig ist.

Einige Farbvarianten können den Tieren in der Natur aber auch zum Überleben helfen. Eine der bekanntesten hierfür ist der Melanismus ( Tiere die ganz schwarz sind). Die Färbung kann Kreuzottern, die in extrem kalten Gebieten jagen, zum schnellen Erwärmen helfen. Dies ist ein eindeutiger Vorteil gegenüber ihren naturfarbenen Artgenossen.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die "Inzucht". Natürlich stellt sich jetzt die Frage, was hat dass mit Genetik zu tun? Die Antwort ist: Mehr als man glaubt. Vom Umfang her ist es groß genug um eine eigenes Referat darüber zu halten. Dennoch will ich hier ein paar Aspekte anschneiden. Die meisten Menschen denken, dass sofort nach einer Verpaarung blutsverwandter Eltern "geschädigte" Nachkommen entstehen. Doch dies ist nicht so, denn besonders Reptilien sind hier sehr anpassungsfähig . Denkt man zum Beispiel an Inselformen, diese existieren seit Jahrtausenden d.h. es gibt kein frisches Blut und trotzdem gibt es keine Schwemme von kranken Tieren

Der Grund hierfür ist, dass kranke Tiere schnell gefressen werden.

Nun stellt sich natürlich auch die Frage, wieso treten bei Albinos oft Behinderungen auf?

Dies lässt sich schnell erklären. In der Natur ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Verpaarung zweier wildfarbener Tiere ein Albino herauskommt ca. 1:10000-1:40000, d.h. auf jedes 10000Baby kommt ungefähr ein Albino, der meistens die ersten Lebenstage nicht überlebt, weil er ein viel zu auffälliges Farbenkleid hat. Die Natur sorgt also dafür, dass Albinos in der Natur keine Chance haben, in der Hand von Menschen sieht dass anders aus.

Da diese Tiere Genetisch gesehen "behindert" sind, wundert es nicht, dass diese Tiere auch oftmals über eine Reihe anderer Genschäden verfügen.

Werden nun zwei Tiere mit verdeckten Genschäden verpaart, können die Nachkommen davon betroffen sein- und so wundert es nicht, dass man des öfteren Albinos mit zwei Köpfen, einem Auge, deformierten Rippen oder ähnlichem sieht, wobei nach dieser Verpaarung diese Elterntiere von der Zucht auszuschließen sind.. Es muß unterschieden werden von einem farblichen Genfehler und einem vererbten körperlichen Genschaden !!!

Eine weitere Besonderheit ist, die Automiktische Parthenogenese

Bei einigen Reptilien: Schlangen und Eidechsen sowie Vögeln (Truthähnen und Hühnern) wurde die automiktische Parthenogenese gefunden, d.h. weibliche Tiere produzierten ohne Kontakt zu männlichen Tieren diploide (männliche) Nachkommen. Die Ursache liegt bei deren Meiose, bei der ein haploider Richtungskörper sich wie eine Samenzelle verhält und mit der haploiden Eizelle fusioniert. Da bei Reptilien und Vögeln die Kombination ZZ (= XX) männlich, ist kommen nur männliche Tiere zur Welt.

 

Stellungnahme zur oberen Textpassage

Bei der Meiose bleibt eine Hälfte der Chromosomen im Kern der Eizelle, während die andere Hälfte - also die genetisch komplementären Chromosomen - in ein Polkörperchen abgetrennt werden. Wenn sich diese beiden wieder vereinigen, ist natürlich der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Dabei ist irrelevant, ob es sich dabei um XX oder WZ handelt. Verbleibt der W-Satz im Zellkern, geht der Z-Satz ins Polkörperchen. Verbleibt der Z-Satz im Zellkern, geht der W-Satz ins Polkörperchen. Bei einer Wiedervereinigung von Zellkern und Polkörperchen entsteht also auf jeden Fall wieder ein diploider WZ-Satz.

Dass es nicht stimmt, dass männliche Tiere zur Welt kommen, zeigen einige Eidechsenarten wie zB die cnemidophorus uniparens. Bei dieser Eidechsenart sind alle Tiere weiblich.

Daniel Harker

 

 

Großem Interesse gilt in Züchterkreisen momentan die Kombination verschiedener Farb- und Zeichungsvarianten bzw. der selektiven Zucht.

Eines der bekanntesten Zuchtprojekte ist sicher die Zucht eines sogenannten "Snows". Ein Snow ist das Produkt einer Verpaarung zweier doppelheterozygoter Tiere für Albino und Anery/ Axantic (fehlen von Rot). Es ist also ein Tier, indem zwei rezessive Gene zum Vorschein kommen.

Punnetsches Quadrat für die Verpaarung zweier Doppelheterozygoten

Vater: KkSs (Het. für Albino und Anerytristisch/ Axantic)

Mutter: KkSs ( Het für Albino und Anerytristisch/ Axantic)

///////////////////// KS Ks kS ks
KS KKSS (natur) KKSs(natur) KkSS(natur) KkSs(natur)
Ks KKSs(natur) KKss(anery) KkSs(natur) Kkss(anery)
kS KkSS(natur) kKSs(natur) kkSS(albino) kkSs(albino)
ks KkSs(natur) kKss(anery) kksS(albino) kkss(SNOW)

 

9 natur ; 3 anery/axantic ; 3 albino ; 1SNOW

Der Unterschied zwischen einem Anery x Albino und einem Axantic x Albino ist der, dass beim "Anery-Snow" dass gelb nicht Genetisch rausgenommen würde. D.h. die Anfangs weissen Jungtiere werden später extrem gelblich (bis zu 90%). Bei einem "Axantic-Snow" wird dies vermutlich anders sein (zu wenig adulte Tiere bekannt), denn ein Axantic nimmt das Gelb heraus.

Ein ähnliches Projekt ist:

Ghost, also Verpaarung Anery mit Hypomelanist

Als Letztes sei noch zu erwähnen, dass die Verteilung des Erbgutes theoretisch rechnerisch durch das Punnetsche Quadrat festgelegt ist, jedoch in der Praxis selten der Fall ist d.h. dass in einem Wurf zweier Doppelheterozygoten von 32 Tieren theoretisch 2 Snows ( Also ein Bsp. Von axantic/anery X albino) enthalten sein müssten. Praktisch kann es aber auch sein, dass gar kein Snow dabei ist, oder gar 4 oder 5.

Die Gene der Tiere lassen sich nicht 100% Vorraussagen, sie fallen ein Stück weit zufällig!

 

Simeon Steiner

Jegliche Art von Textauszügen oder Zitaten sind nur mit Genehmigung des Autors gestattet!

 

zurück

                         

Vorwort   Wusstet ihr...   python regius   boa c. imperator   boa c. longicauda   morelia s. cheynei   Bilder/Movies   Probleme   Krankheiten   Futtertiere   Kurioses   Terrarien  Gästebuch   Kommentare   Abzugeben   Humor   Bücher   Linx   E-Mail   Home

Irren ist menschlich!   Ich habe meine Homepage nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Ausserdem habe ich versucht auf den jeweiligen Seiten ohne Fachbegriffe auszukommen um Unkundigen Unnötiges zu ersparen. Sollte doch eimal ein Fehler entdeckt werden, bitte ich um Benachrichtigung!!!

1999-2010